Text Flugschrift





Revolution statt Krieg
In den Straßen Kölns
Wann und wo?


Wissen ist Macht

Das Wissen der Unterdrückten ist die Erfahrung ihrer Kämpfe um Befreiung und die Eroberung der Wissenschaft. Wir werden es brauchen.

Ihr Herrschenden, nehmt euch in Acht!
Wir lernen aus unseren Niederlagen
und halten die Zukunft in Händen.
Proletarier aller Länder, vereinigt euch!


Freitag, 24. März
Ford-Werke – Schichtwechsel
Die Arbeiter lernen aus ihrer Geschichte und werden sie zu Ende bringen. Deswegen vor den Ford-Werken und auf den Straßen Kölns zu sehen:
  • Die Kanone der Kommune von Paris 1871, 72 Tage Arbeiterregierung, Großartiges organisierend, aufbauend, lernend, wie der Arbeiter regieren muß, zusammengeschossen von den Truppen der Reaktion.
  • Dann das Wissen, das Macht ist und zur Macht führt, in die Arbeiterklasse getragen von Marx und Engels und der „Neuen Rheinischen Zeitung“ hier in Köln, 1848. Um zu siegen, brauchen die Arbeiter ihre umfassende Klassenorganisation und Wissen, ihre Wissenschaft: den Sozialismus.
  • Die Oktoberrevolution lernte und brachte dies zusammen, vor 100 Jahren. Sie legte den Grundstein nicht nur für das Ausscheiden Rußlands aus dem Weltkrieg, sondern für die neue Welt der Riesenkombinate und Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften, der automatischen Fabrik. Das ging nicht vom einzelnen Betrieb. Das ging nur durch die Organisierung aller Arbeiter des Landes durch ihre selbst gewählten Räte. Und weil die Gesamtheit der Arbeiter und Bauern Wissenschaft zu nutzen verstanden.
  • Die deutsche Revolution von 1918-1923: Aus ihren Fehlern lernend werden wir es besser machen.
  • Und dann wir, die Arbeiter, die Werktätigen, das Volk von heute – mit den dringendsten Forderungen, die erfüllt und erkämpft werden müssen, wo doch immer mehr wissen: So kann es nicht weitergehen.

Rudolfplatz
November 1918: Das Bürgertum, die kleinen Gewerbetreibenden, auch Werktätige begrüßten hier die aus dem Völkerschlachten des ersten der Weltkriege heimkehrenden Truppen. „Im Felde unbesiegt, von hinten erdolcht“ – mit dieser Lüge zogen solche Truppen nur zwei Jahre später in ihren nächsten Krieg: gegen die Arbeiter. Sie waren 1918 nicht von den Arbeitern entwaffnet worden. In Köln ließ man sie weiterziehen. Was 1918 über den Rudolfplatz zog, zerschlug kurz darauf grausam die Rote Ruhr-Armee der Arbeiter und Bergleute, die soeben noch der Regierung gegen die rechten Putschisten das Leben gerettet hatten. Die aber sich damit aber nicht zufrieden geben wollten. Sie wollten die Arbeiterkontrolle über den Bergbau und die Fabriken.
Lernt! Wenn heute die Polizei beim geringsten Zeichen von Unruhe und Protest vom Kapital vor die Betriebe gerufen wird. Wenn deutsche Polizei vor euren Augen gegen protestierende Ford-Arbeiter aus Genk vorgeht. Wenn allein in den letzten zwei Jahren der Zoll in 63.000 Betrieben über 500.000 Arbeiter überprüft hat. Wenn sie sich mit barrikadenkampftauglichen Panzern rüsten. Wenn die Militaristen die Köpfe eurer Kinder behämmern.
Lernt! Gegen wen auch immer sie rüsten – sie rüsten immer gegen euch.

Neumarkt
Schwarz voller Menschen ist der Neumarkt am 8. November 1918. Die Arbeiter wollten sich nicht mit papierenen Aufrufen zum Ende des Krieges begnügen. Sie wollten ein Vollzugsorgan, einen Arbeiter und Soldatenrat, der sichern mußte, was da erreicht worden war. Aber sie streikten nicht mehr. Was sie so bekamen war ein im Hinterzimmer rasch zusammengeschusterter „Rat“, dessen Tätigkeit damit begann, daß der Sozialdemokrat Sollmann seine baldige Auflösung versprach. Statt Kontrolle der Fabriken durch die Arbeiter und der Banken und Versicherungen durch die Angestellten: Kontrolle der Fahrscheine in den Straßenbahnen durch den „Arbeiterrat“. Statt die Arbeiter zu bewaffnen nahm der Rat den revolutionären Matrosen und Soldaten die Waffen weg.
Lernt! Die Arbeiter, das ganze Volk, sie brauchen ihre eigenen Machtorgane. Die Arbeiter vertreten kann nur, wer von den Arbeitern in den Betrieben gewählt wurde; kann nur, wer sich im Kampf bewährt hat. Da gilt kein: „Einer muß es ja machen!“ Mit diesem Seufzer haben die Verräter schon 1918 den Arbeiter- und Soldatenrat ruiniert. In jedem kleinen und großen Kampf: Wählt die, die eure Führer in den kommenden Kämpfen sein sollen. Bildet Streikleitungen!

Hauptbahnhof
Volksmassen am Hauptbahnhof, am 7. November 1918. 200 revolutionäre Matrosen aus Kiel waren angekommen. Binnen kurzem brachten sie vier Militäreinheiten in Köln auf die Seite der Revolution. Die Sozialdemokraten kungelten mit dem Militär, wiegelten ab, vertrösteten die Massen auf den kommenden Tag. Wilhelm Sollmann, damals Führer der Kölner Sozialdemokratie: „Unsere erste Sorge galt, wie es echten Deutschen auch in einer großen Revolution geziemt, die Wiederherstellung und Aufrechterhaltung der Ordnung.“ Und die Massen ließen sich vertrösten. Denn was fehlte war die Partei, die erklärte und organisierte, daß eben diese 200 Matrosen zusammen mit den Arbeitern der rechtsrheinischen Viertel der Garant dafür waren, daß geschah, was die Tausende am Hauptbahnhof wollten: Sofortiges Ende des Kriegs. Sofortige Versorgung mit Lebensmitteln.  Kontrolle der Produktion. Daß hier die Keime einer neuen Macht, der Arbeitermacht entstanden. Die Matrosen und Kölner Arbeiter holten die politischen Gefangenen aus den Gefängnissen. Sie begannen mit der Entwaffnung der kaiserlichen Regimenter. Der sozialdemokratische Arbeiter- und Soldatenrat aber umarmte Adenauer, gab ihm eine rote Armbinde und erklärte die Entwaffnung der Konterrevolution für unzulässig.
So ergeht es den Massen mit den falschen Führern. Aber: Die Kommunistische Partei gab es noch nicht. Die Partei, die fünf Jahre später den großen Hamburger Arbeiteraufstand organisieren sollte.
Lernt! Jede wirkliche gesellschaftliche Veränderung, jedes „So kann es nicht weitergehen“, braucht einen Kampfstab. Die Arbeiter brauchen ihre Partei, die Kommunistische Partei: wissenschaftlich ausgerüstet, erfahren in der Strategie und der Taktik der Arbeiterbewegung, lernend aus den 100 Jahren seit dem größten Arbeitersieg in Rußland ist sie die Partei der Arbeiter, die wir heute aufbauen müssen, damit sie uns in den kommenden Kämpfen zur Verfügung steht. Organisiere Dich!

Heumarkt, Haus Nr. 65
Hier mußten, hier müssen die Arbeiter in die Lehre gehen. Mitten in der Revolution der Unternehmer und Kapitalisten von 1848 erschienen in diesem Haus 301 Nummern der „Neuen Rheinischen Zeitung“, herausgegeben von Karl Marx und Friedrich Engels. Sie erklärten den Arbeitern ihre gesellschaftliche Stellung und ihre Zukunft, an der die der ganzen Gesellschaft hängt. Sie lehrten sie die Eigenständigkeit und Unabhängigkeit von eben diesen Kapitalisten und die Unversöhnlichkeit gegen sie. Sie organisierten die Arbeiter. Auch in den Spalten dieser Zeitung wurde der Sozialismus aus einer Utopie zur Wissenschaft. Studiert sie, sagte die Neue Rheinische Zeitung. Der Arbeiter muß seine Klasse kennen und er muß die ganze Gesellschaft und die Welt kennen. Nur mit Wissen könnt ihr siegen! Nur als Arbeiter und Wissender könnt ihr eine neue Welt erbauen. In ihrer letzten Ausgabe: „Ihr letztes Wort wird überall und immer sein: Emanzipation der arbeitenden Klasse.“
Also lernt! „Hungriger, greif nach dem Buch. Es ist eine Waffe!“ (Bertolt Brecht) Aber noch viel mehr. Lernt, wie die russischen Arbeiter, organisiert in ihren Räten, nach dem Oktober 1917 als Wissenschaftler das Land elektrifizierten, die Wüsten bewässerten, die erste automatische Fabrik bauten. Lernt von ihnen, wie ihr heute aus der kommenden Flut von Automatisierung statt eines Fluchs der Massenentlassungen den Segen der freien Zeit für alle macht. Unter eurem Kommando.

Samstag, 25. März
Mülheim – Kalk – Deutz
Im Januar 1918 hatten Zehntausende Arbeiter auch in Köln gestreikt. Die Straßenbahnfahrerinnen gehörten zu den Kämpferischsten. Die Forderungen der Massen: Schluß mit dem Krieg! Nieder mit dem Militarismus! Arbeit! Brot! Frieden! So begann der Kölner November 1918 in den Arbeitervierteln des rechtsrheinischen Industrie- und Gewerbegebiets. Die Männer standen an der Front, die Frauen in den zu Waffenfabriken gemachten Eisenbahn- und Motorenfabriken, den Geschoßhülsen produzierenden Metallbetrieben. Der Hunger so groß, daß selbst die Straßenbahngesellschaft zugab, daß die Fahrerinnen vor Hunger nicht arbeiten konnten. Also wieder einmal und nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal: So kann es nicht weitergehen! Es sind die Arbeiterversammlungen in Mülheim, Kalk und Deutz am 6. November 1918, die den Auftakt und die Zündung geben für die Riesenkundgebungen auf dem Neumarkt, vor dem Bahnhof und im Gürzenich in den Tagen danach. Es waren die Versammlungen vom 6. November, die die kaisertreuen Sozialdemokraten aufweckten: Das darf hier keine Revolution geben! Ihren „Arbeiterrat“ erklärte die Oberste Heeresleitung der Junker und Kapitalisten für mustergültig für ganz Deutschland. Die Arbeiter ließen sich einseifen. Sie waren gegen Hunger und Krieg. Zu streiken hatten sie gewußt. Aber sie hatten den Kampf um den Sturz des Kapitalismus, um den Besitz der Fabriken nicht gelernt. Es fehlten die wirklichen Führer. Es fehlte die Organisation. Die Revolution blieb eine halbe. Aber halbe Revolutionen sind verlorene Revolutionen. So siegte letzten Endes das Militär und der Hunger. Die Arbeiter verloren, was sie erkämpft hatten: Den 8-Stunden-Tag und den Frieden.
Lernt! Die Arbeiter waren 1918 bereit, gegen den Krieg zu kämpfen. Sie waren bereit, die Produktion zu organisieren. Es lehrte sie niemand, wie das geht. Nur ganz wenige sagten ihnen, daß man dazu die Kapitalisten zum Teufel jagen muß. Die Waffe der Unterdrückten ist die Einheit, unversöhnlich gegen die Unterdrücker. Einheit heißt: Organisation und Führung durch die Bewußtesten und Tatkräftigsten aus unserer Klasse.
Ziehen wir also die Lehren aus 1918. Für die kommenden Kämpfe gegen den Tag für Tag näher rückenden nächsten großen Krieg, gegen die weitere Vernichtung von Hunderttausenden von Arbeitsplätzen. (Wo sind denn die Tausende von Arbeitsplätzen von KHD in Deutz? Wo die Chemische Fabrik Kalk? Wo Felten&Guilleaume in Mülheim?) und für die sinnvolle Organisierung der Arbeit im Interesse des Volks – bildet Arbeiterkomitees in den Fabriken. Diese nehmen Kontakt auf mit Gleichgesinnten in anderen Betrieben und anderen Städten, um voneinander zu lernen und die notwendigen Kämpfe gemeinsam zu führen. So muß es beginnen, und so muß es weitergehen.

Die Aktionstage zum Deutschen Oktober zur Vorbereitung von „Revolution statt Krieg“ zum 100. Jahrestag der Oktoberrevolution findet in Köln statt am 24. und 25. März.
Wir rufen alle auf, an diesen Tagen dabei zu sein und sie mit uns vorzubereiten.
Wir schlagen allen fortschrittlichen Organisationen, Zusammenschlüsse gegen den Krieg, gegen Rassismus und Chauvinismus auf, aktiv an den Aktionstagen und Kundgebungen teilzunehmen.
Kontaktiert uns!

Dieses Flugblatt wurde vorab geschickt an: AK Zivilklausel, Köln; Antikapitalistische Aktion, Bonn; Deutscher Gewerkschaftsbund Köln-Leverkusen; Deutsche Kommunistische Partei Köln; Kölner Flüchtlingsrat e.V.; DIE LINKE, Köln; Linksjugend solid, Köln; Rote Aktion, Köln; Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend, Köln; Sozialistische Jugend Deutschlands – Die Falken, Köln; Vereinigten der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten, Köln.

Herausgeber: Kölner Unterstützer von „Revolution statt Krieg“ / Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD, Ortsgruppe Köln / Freie Deutsche Jugend