Flugschrift WISSEN IST MACHT oder ...


Wissen ist Macht
oder
Auch eine Lehre aus der Oktoberrevolution

Du weißt eine ganze Menge. Du weißt, dass es so nicht weitergehen kann. Und du weißt auch, warum es so nicht weitergehen kann.
Du siehst sehr wohl, dass die alte bürgerliche Ordnung der Welt in Trümmer zerfällt. Dass die Lohnarbeit verschwindet und der Leih- und Zwangsarbeit weichen muss. Dass der Stolz des Bürgertums, der Nationalstaat, sich auflöst in einen Haufen einander erbittert bekämpfender wirklicher oder eingebildeter Natiönchen - und niemand weiß, wann aus diesen hunderten von Kriegsgründen und Kriegen der nächste große Krieg wird. Weil nämlich die andere Seite der Medaille ist, dass die Welt wirtschaftlich und politisch von ein paar Dutzend Monopolherren beherrscht wird, denen mehr gehört als dem Rest der Welt zusammen. Du siehst sehr wohl, wie der Kampf dieser wenigen darum, an der Macht zu bleiben, aus ach so demokratischen Staaten faschistische Diktaturen macht. Und wenn du es nicht weißt, dann frag deine Kinder, die versucht haben, in Hamburg gegen die Ungerechtigkeit dieser Welt zu demonstrieren. Und du ahnst zumindest, dass in all dem Perlen an Wissenschaft, an Produktionswissen und Technologie über das Straßenpflaster rollen; und dass scheinbar niemand da ist, sie aufzuheben.
Der du dieses Flugblatt liest, sei ehrlich. Das alles weißt du doch. Und du weißt auch, dass die Dinge besser stünden, „wenn wir das Sagen hätten“. Das weißt du, und darüber schimpfst du, und darüber wählen viel zu viele die Faschisten.
Was du nicht weißt, ist: wie wir „das Sagen bekommen“. Das kann man lernen: von den russischen Arbeitern und Bauern und Soldaten, vor 100 Jahren. Das Sagen bekommen wir durch die Tat. Sie wussten von den Profiteuren des Völkergemetzels des Ersten Weltkriegs. Und sie zogen daraus den Schluss, sie für immer von der Macht zu vertreiben. Die große Leistung war nicht nur, die Revolution gemacht zu haben. Das war der Anfang. Die große Leistung war: darin und dafür in den Arbeiterräten die politische Form zu finden, in der sie das Sagen hatten und das letzte Wort behielten. In der – um ein altes Bild zu verwenden – jede Köchin den Staat regieren konnte, dies aber auch lernen musste, sollten die alten Verhältnisse nicht wiederkommen. Mehr noch: Sie fanden darin die Form, in der jeder Arbeiter, jeder Bauer, jedes Mitglied der werktätigen Intelligenz dazu beitragen konnte, das Land und das Leben zu verbessern. In der jede Fabrik zur Universität wurde, und die Universitäten und Schulen ihre Studenten, Lehrer, Schüler in die Fabriken schickten, damit sie von der Produktion etwas verstünden. Nur so war das Unmögliche möglich: dass binnen zweier Jahrzehnte aus einem rückständigen Land eine Industrienation wurde.
Die russischen Revolutionäre von 1917 fanden – kurz gesagt – die Form, wie wir nicht mehr gezwungen sind, wie z.B. in der Automobilindustrie die Verbrechen der Kapitalisten mitzutragen oder unsere Existenzgrundlage zu verlieren. Sie fanden die Form, in der die längst mögliche umfassende Automatisierung der Produktion nicht bezahlt wird mit der Verschleuderung unserer Arbeitskraft oder mit Massenentlassungen, sondern sie zum Segen für uns werden kann. In der die Zeit und die Arbeitskraft, das Wissen und die Lust vorhanden sein können, eine Welt modernster Verkehrsmittel zu bauen, eine Welt der gefahrlosen Nutzung der Kernenergie. Eine Welt, in der den Millionen Flüchtlingen gegenüber die Phrase von „Fluchtursachen bekämpfen“ sich als jämmerliches Gewäsch entlarvt durch die Tat, dass diese Millionen in die tägliche Produktion des Reichtums für alle eingebunden werden und dort tatsächlich gebraucht werden. Eine Welt, in der die nötige Ordnung nicht durch Haufen ganzkörpervermummter und bis an die Zähne bewaffneter Söldner aufrechterhalten wird, sondern vom Volk selbst, das dazu durchausin der Lage ist und die Richtigen unterdrücken wird. Und schließlich eine Welt, in der unser Klassenkrieg gegen die Kriegstreiber und -profiteure die Kriege zwischen den Nationen beendet hat.
Die Arbeiter, Bauern und Soldaten von 1917 lehren uns, wie Wissen zu Macht wird und hilft, diese nicht mehr zu verlieren. Und wie wir die Macht benutzen müssen, unser Wissen immer besser für das Leben der Zukunft einzusetzen.
Eine Utopie? Nur ein „Schön wär’s! Aber das klappt doch nie!“?
Es ist wohl eines der größten Verdienste der russischen Revolution von 1917, dass sie keinem mehr diese Ausrede lässt.

1.September - Anitkriegstag

Köln-Mülheim
Auftritt der Agitproptruppe AUFRUHR





Heumarkt - NEUE RHEINISCHE ZEITUNG

Aktionstag 25.3.2017
Neue Rheinische Zeitung, Heumarkt

Kann sich jemand in dieser Stadt noch an die Neue Rheinische Zeitung erinnern? Wird sie noch gelesen? Die Aktionstage in Köln werden beendet mit folgender
Rede vor einem unscheinbaren Haus mit einer noch unscheinbareren Gedenktafel:

„An diesem Haus hängt eine unscheinbare Gedenktafel, daran erinnernd, daß
unter Leitung von Karl Marx hier die Redaktion der Neuen Rheinischen Zeitung arbeitete.
Aber was müßte hier stehen? Hier müßte eine große Bibliothek stehen, 24 Stunden am Tag geöffnet, sodaß ein jeder sie benutzen kann. Sie würde nicht nur die
Werke von Marx und Engels beinhalten. Sie würde, wenigsten zu einem kleinen Teil, die Schätze der Erfahrung der Arbeiterbewegung beinhalten, die in Buchseiten,
in Zeitungen, in Kampfschriften und Flugblättern sich niedergeschlagen haben. Sie würde alles andere als ein Museum sein. Sie würde versuchen, einen Teil des ungeheuren Wissen, der gewaltigen Erfahrungen zugänglich zu machen, die die bisher größte sozialen Bewegung der Weltgeschichte, die moderne Arbeiterbewegung hervorgebracht hat.
 

Wissen ist Macht. Daß das nicht vor allem von Schreibtischen und Bibliotheken kommt, sondern im täglichen Kampf der Arbeiter und ihrer führenden Organisation
ständig weiterentwickelt, weil angewandt wird – dafür steht die Zeitung, die Neue Rheinische Zeitung.
 

Mitten in der Revolution der Bürger und Kapitalisten lehrten Marx, Engels und ihre Mitkämpfer die Arbeiter, daß und warum sie die Klasse der Zukunft sind.
Nicht wegen der Ausbeutung jetzt. Sondern weil nur sie alle zusammen, als Klasse die gewaltigen modernen Produktionsmittel statt zu kapitalistischer Barbarei
zur Befreiung der Arbeiter benutzen und entwickeln können.
Sie lehren die Jugend: Eignet euch die Wissenschaft an. Lernt und erkämpft, was polytechnische Ausbildung ist: Lernender und Produzent zugleich zu sein, die Schule und
die Universität zur Fabrik machen und die Fabrik zur Schule, Universität und zum
Ort wissenschaftlichen Experiments. 


Die Redakteure dieser Zeitung kannten keine Smartphones und keine Computer. Aber daß die Zukunft der Menschheit bestimmt nicht auf dem Sofa hockt und twittert oder Computerspiele spielt – das schreien sie noch aus dem Grab heraus.
Wissen ist Macht – das müßte in großen Lettern an diesem Haus stehen. Wissen ist
Macht, wenn es von denen benutzt und ständig erweitert wird, die die Zukunft in
Händen halten.
 

Machen wir also stolz die Zeilen aus dem Abschiedsgedicht der Neuen Rheinischen
Zeitung Nr. 301 zur Wirklichkeit: 

„Nun ade – doch nicht für immer ade! Denn sie töten den Geist nicht, ihr Brüder!““

Aktionstage 24 und 25. März 2017

Unter der Losung „Wissen ist Macht“ fährt durch Köln ein Aktionszug,
angeführt von zwei mit Schnee bedeckten Gestalten. Die Frage an die
Kölner: Wer hat in Köln der Novemberrevolution den Garaus gemacht?
Ja, der vermeintlich größte Sohn der Stadt, Adenauer. In Köln mag ihn
für den Grüngürtel in Ehren halten, doch wessen Kind er wirklich war,
zeigte er mit jeder Entscheidung seiner Laufbahn: Gegen die Gründung
der Republik im Interesse des rheinischen Kapitals. Für die rasche
Erledigung der Novemberrevolution im Interesse der Bourgeoisie. Für
die schnelle Wiederauferstehung Deutschlands nach der Befreiung vom
Hitlerfaschismus im Interesse der Reaktion. Doch Adenauer ist wahrlich
nicht alles, was diese Stadt zu bieten hat. Es findet sich auch die andere
Seite. Mit Marx und Engels, auf deren Schultern der Schnee schmilzt.

 Gymnasium Mülheim
Auf Seiten der Reaktion in den Krieg marschieren oder für die eigene Zukunft den
Kampf aufnehmen? Fragte der Aktionszug die Schüler des Hölderlin-Gymnasiums.
Verhaltene Zustimmung bei einzelnen. Unter der Fuchtel der Schülerverwaltung
der Großteil. Die Haltung, kleine Kinder könnten sich noch keine eigene
Meinung bilden und müssten von älteren Schülern und Lehrern bevormundet
werden, ist fatal. Interessiert doch die Herrschenden, die die Bundeswehr an die
Schule zur Rekrutierung für ihre Vorhaben schickt, auch nicht, ob das Kind Bescheid
weiß darüber, was mit ihm angestellt werden soll. Dass man selbst wählen
muss, ob man auf der Seite derer steht, die am Krieg verdienen, ihn als nötiges
Übel akzeptieren, ihn ignorieren, oder, ob man ihn bekämpft, wird man auch
keinem Schüler des Hölderlin-Gymnasiums ersparen können. Umso wichtiger
für diese Schule die Entscheidung einzelner, das Flugblatt der Aktion zu lesen, zu
überprüfen und gegebenenfalls danach zu handeln.

Genoveva-Gymnasium 
Dass die Grenze nicht zwischen Inländern und Ausländern, sondern zwischen
Oben und Unten verläuft, darin sind sich die Schüler des Genoveva-Gymnasiums
und die Aktivisten der Aktion einig. Dass im Kapitalismus nicht mehr alle als
Arbeitskraft gebraucht werden, weil nicht produziert wird, was gebraucht wird,
sondern das, was sich verkaufen lässt, das verursacht rege Debatten in der Pause
vor dem Schulgelände. Der Hausmeister versucht mit der Absperrung des Pausenhoftores
die Diskussion zu unterbinden. Doch hat damit wenig Erfolg. Groß
ist das Interesse unter den Schülern sich darüber auszutauschen, woher der Rassismus
kommt, wem er dient, und, was man dagegen tun kann.


Berufschulen Deutz
Ein Großteil der Arbeit in den Berufen,
die an den drei Schulen gelehrt
werden, könnte bereits heute statt durch menschliche Arbeitskraft
durch
Automaten erledigt
werden.
In den Fertigungsberufen wie z.B, im Metallbaubereich sind über 70 %
automatisierbar,
in den Fertigungstechnischen Berufen der Maschinenund
Fahrzeugtechnik, der Mechatronik, Energie- und Elektrotechnik über
60 %. Dennoch oder gerade deswegen verhaltene Reaktionen unter den
Berufsschülern.




 Bei den Ford-Werken

Am Freitag Mittag
zum Schichtwechsel
vor den Toren Fords: Gerade viele
Leiharbeiter sind
interessiert. Bei
vielen Stammarbeitern
herrscht dagegen oft noch
die Stimmung „Wir
sind Ford“ nach
dem Motto „Was
geht uns das an“.
Sie haben kaum Wissen über das, was über ihren eigenen Arbeitsplatz oder gar Halle
hinaus geht.
Dass die Nachtschicht rausgeht, wissen sie. Ein Leiharbeiter weiß, dass er deswegen
gekündigt ist. Andere wissen noch nicht, wie es weiter geht. Weder ob und wie eine
Umstellung auf E-Auto erfolgt, noch welche Automatisierung ansteht. Geschweige
denn, was das für die Zukunft des gesamten Werkes bedeutet. Und ob das Werk den
Krieg in der Automobilindustrie überhaupt übersteht – mit 80% Exportabhängigkeit,
aber in der Hauptseite nur nach Europa. Diese Fakten werden wir Ihnen immer wieder
liefern müssen.
Es sind einzelne, mit denen wir länger ins Gespräch kommen. Wenige geben ihre
Mail, Telefonnummer oder Adresse.
Längere Gespräche gibt es vor allem auch in der Straßenbahn auf dem Weg hin oder
weg von Ford. Das werden wir in Zukunft mehr nutzen müssen. Genauso wie wir mit
den Kollegen zukünftig ein Stück des Weges gehen werden hin zum Tor oder weg vom
Tor zur Straßenbahn oder zum Auto.



Mülheim, Kalk, Deutz
Noch stehen die letzten Gebäude der riesigen Werksgelände von KHD, das mit Motoren- und Maschinenbau und später mit Rüstungsproduktion das industrielle Herz der Stadt war. Von den Tausenden Arbeitsplätzen ist keiner mehr übrig. KHD,
chemische Industrie und damit der alte industrielle Kern ist längst verschwunden. Davon, was heute angeblich der Motor der Stadt ist, die Medien, kann keine Gesellschaft leben. Umso richtiger die Parole des Aktionszuges: Wiederaufbau der Fabriken – in Arbeiterhand!
Die nationalen Minderheiten, die längst die Mehrheit stellen, lassen die Bezirke und ihre Zentren leben. In den Straßenbahnen und auf den Straßen geben uns die Leute Recht, wenn wir feststellen, dass fast die Hälfte der Kölner einen Wohnberechtigungsschein
hat – es aber nur wenige Tausend Sozialwohnungen
gibt. Und sie beginnen selbst zu erzählen, wie sie
versuchen mit zwei oder drei Jobs über die Runden kommen.
Und geben uns ihren Kontakt, damit wir uns treffen und gemeinsam beraten können was zu tun ist.

 Agitation in der Straßenbahn... + auf der Straße











Text Flugschrift





Revolution statt Krieg
In den Straßen Kölns
Wann und wo?


Wissen ist Macht

Das Wissen der Unterdrückten ist die Erfahrung ihrer Kämpfe um Befreiung und die Eroberung der Wissenschaft. Wir werden es brauchen.

Ihr Herrschenden, nehmt euch in Acht!
Wir lernen aus unseren Niederlagen
und halten die Zukunft in Händen.
Proletarier aller Länder, vereinigt euch!


Freitag, 24. März
Ford-Werke – Schichtwechsel
Die Arbeiter lernen aus ihrer Geschichte und werden sie zu Ende bringen. Deswegen vor den Ford-Werken und auf den Straßen Kölns zu sehen:
  • Die Kanone der Kommune von Paris 1871, 72 Tage Arbeiterregierung, Großartiges organisierend, aufbauend, lernend, wie der Arbeiter regieren muß, zusammengeschossen von den Truppen der Reaktion.
  • Dann das Wissen, das Macht ist und zur Macht führt, in die Arbeiterklasse getragen von Marx und Engels und der „Neuen Rheinischen Zeitung“ hier in Köln, 1848. Um zu siegen, brauchen die Arbeiter ihre umfassende Klassenorganisation und Wissen, ihre Wissenschaft: den Sozialismus.
  • Die Oktoberrevolution lernte und brachte dies zusammen, vor 100 Jahren. Sie legte den Grundstein nicht nur für das Ausscheiden Rußlands aus dem Weltkrieg, sondern für die neue Welt der Riesenkombinate und Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften, der automatischen Fabrik. Das ging nicht vom einzelnen Betrieb. Das ging nur durch die Organisierung aller Arbeiter des Landes durch ihre selbst gewählten Räte. Und weil die Gesamtheit der Arbeiter und Bauern Wissenschaft zu nutzen verstanden.
  • Die deutsche Revolution von 1918-1923: Aus ihren Fehlern lernend werden wir es besser machen.
  • Und dann wir, die Arbeiter, die Werktätigen, das Volk von heute – mit den dringendsten Forderungen, die erfüllt und erkämpft werden müssen, wo doch immer mehr wissen: So kann es nicht weitergehen.

Rudolfplatz
November 1918: Das Bürgertum, die kleinen Gewerbetreibenden, auch Werktätige begrüßten hier die aus dem Völkerschlachten des ersten der Weltkriege heimkehrenden Truppen. „Im Felde unbesiegt, von hinten erdolcht“ – mit dieser Lüge zogen solche Truppen nur zwei Jahre später in ihren nächsten Krieg: gegen die Arbeiter. Sie waren 1918 nicht von den Arbeitern entwaffnet worden. In Köln ließ man sie weiterziehen. Was 1918 über den Rudolfplatz zog, zerschlug kurz darauf grausam die Rote Ruhr-Armee der Arbeiter und Bergleute, die soeben noch der Regierung gegen die rechten Putschisten das Leben gerettet hatten. Die aber sich damit aber nicht zufrieden geben wollten. Sie wollten die Arbeiterkontrolle über den Bergbau und die Fabriken.
Lernt! Wenn heute die Polizei beim geringsten Zeichen von Unruhe und Protest vom Kapital vor die Betriebe gerufen wird. Wenn deutsche Polizei vor euren Augen gegen protestierende Ford-Arbeiter aus Genk vorgeht. Wenn allein in den letzten zwei Jahren der Zoll in 63.000 Betrieben über 500.000 Arbeiter überprüft hat. Wenn sie sich mit barrikadenkampftauglichen Panzern rüsten. Wenn die Militaristen die Köpfe eurer Kinder behämmern.
Lernt! Gegen wen auch immer sie rüsten – sie rüsten immer gegen euch.

Neumarkt
Schwarz voller Menschen ist der Neumarkt am 8. November 1918. Die Arbeiter wollten sich nicht mit papierenen Aufrufen zum Ende des Krieges begnügen. Sie wollten ein Vollzugsorgan, einen Arbeiter und Soldatenrat, der sichern mußte, was da erreicht worden war. Aber sie streikten nicht mehr. Was sie so bekamen war ein im Hinterzimmer rasch zusammengeschusterter „Rat“, dessen Tätigkeit damit begann, daß der Sozialdemokrat Sollmann seine baldige Auflösung versprach. Statt Kontrolle der Fabriken durch die Arbeiter und der Banken und Versicherungen durch die Angestellten: Kontrolle der Fahrscheine in den Straßenbahnen durch den „Arbeiterrat“. Statt die Arbeiter zu bewaffnen nahm der Rat den revolutionären Matrosen und Soldaten die Waffen weg.
Lernt! Die Arbeiter, das ganze Volk, sie brauchen ihre eigenen Machtorgane. Die Arbeiter vertreten kann nur, wer von den Arbeitern in den Betrieben gewählt wurde; kann nur, wer sich im Kampf bewährt hat. Da gilt kein: „Einer muß es ja machen!“ Mit diesem Seufzer haben die Verräter schon 1918 den Arbeiter- und Soldatenrat ruiniert. In jedem kleinen und großen Kampf: Wählt die, die eure Führer in den kommenden Kämpfen sein sollen. Bildet Streikleitungen!

Hauptbahnhof
Volksmassen am Hauptbahnhof, am 7. November 1918. 200 revolutionäre Matrosen aus Kiel waren angekommen. Binnen kurzem brachten sie vier Militäreinheiten in Köln auf die Seite der Revolution. Die Sozialdemokraten kungelten mit dem Militär, wiegelten ab, vertrösteten die Massen auf den kommenden Tag. Wilhelm Sollmann, damals Führer der Kölner Sozialdemokratie: „Unsere erste Sorge galt, wie es echten Deutschen auch in einer großen Revolution geziemt, die Wiederherstellung und Aufrechterhaltung der Ordnung.“ Und die Massen ließen sich vertrösten. Denn was fehlte war die Partei, die erklärte und organisierte, daß eben diese 200 Matrosen zusammen mit den Arbeitern der rechtsrheinischen Viertel der Garant dafür waren, daß geschah, was die Tausende am Hauptbahnhof wollten: Sofortiges Ende des Kriegs. Sofortige Versorgung mit Lebensmitteln.  Kontrolle der Produktion. Daß hier die Keime einer neuen Macht, der Arbeitermacht entstanden. Die Matrosen und Kölner Arbeiter holten die politischen Gefangenen aus den Gefängnissen. Sie begannen mit der Entwaffnung der kaiserlichen Regimenter. Der sozialdemokratische Arbeiter- und Soldatenrat aber umarmte Adenauer, gab ihm eine rote Armbinde und erklärte die Entwaffnung der Konterrevolution für unzulässig.
So ergeht es den Massen mit den falschen Führern. Aber: Die Kommunistische Partei gab es noch nicht. Die Partei, die fünf Jahre später den großen Hamburger Arbeiteraufstand organisieren sollte.
Lernt! Jede wirkliche gesellschaftliche Veränderung, jedes „So kann es nicht weitergehen“, braucht einen Kampfstab. Die Arbeiter brauchen ihre Partei, die Kommunistische Partei: wissenschaftlich ausgerüstet, erfahren in der Strategie und der Taktik der Arbeiterbewegung, lernend aus den 100 Jahren seit dem größten Arbeitersieg in Rußland ist sie die Partei der Arbeiter, die wir heute aufbauen müssen, damit sie uns in den kommenden Kämpfen zur Verfügung steht. Organisiere Dich!

Heumarkt, Haus Nr. 65
Hier mußten, hier müssen die Arbeiter in die Lehre gehen. Mitten in der Revolution der Unternehmer und Kapitalisten von 1848 erschienen in diesem Haus 301 Nummern der „Neuen Rheinischen Zeitung“, herausgegeben von Karl Marx und Friedrich Engels. Sie erklärten den Arbeitern ihre gesellschaftliche Stellung und ihre Zukunft, an der die der ganzen Gesellschaft hängt. Sie lehrten sie die Eigenständigkeit und Unabhängigkeit von eben diesen Kapitalisten und die Unversöhnlichkeit gegen sie. Sie organisierten die Arbeiter. Auch in den Spalten dieser Zeitung wurde der Sozialismus aus einer Utopie zur Wissenschaft. Studiert sie, sagte die Neue Rheinische Zeitung. Der Arbeiter muß seine Klasse kennen und er muß die ganze Gesellschaft und die Welt kennen. Nur mit Wissen könnt ihr siegen! Nur als Arbeiter und Wissender könnt ihr eine neue Welt erbauen. In ihrer letzten Ausgabe: „Ihr letztes Wort wird überall und immer sein: Emanzipation der arbeitenden Klasse.“
Also lernt! „Hungriger, greif nach dem Buch. Es ist eine Waffe!“ (Bertolt Brecht) Aber noch viel mehr. Lernt, wie die russischen Arbeiter, organisiert in ihren Räten, nach dem Oktober 1917 als Wissenschaftler das Land elektrifizierten, die Wüsten bewässerten, die erste automatische Fabrik bauten. Lernt von ihnen, wie ihr heute aus der kommenden Flut von Automatisierung statt eines Fluchs der Massenentlassungen den Segen der freien Zeit für alle macht. Unter eurem Kommando.

Samstag, 25. März
Mülheim – Kalk – Deutz
Im Januar 1918 hatten Zehntausende Arbeiter auch in Köln gestreikt. Die Straßenbahnfahrerinnen gehörten zu den Kämpferischsten. Die Forderungen der Massen: Schluß mit dem Krieg! Nieder mit dem Militarismus! Arbeit! Brot! Frieden! So begann der Kölner November 1918 in den Arbeitervierteln des rechtsrheinischen Industrie- und Gewerbegebiets. Die Männer standen an der Front, die Frauen in den zu Waffenfabriken gemachten Eisenbahn- und Motorenfabriken, den Geschoßhülsen produzierenden Metallbetrieben. Der Hunger so groß, daß selbst die Straßenbahngesellschaft zugab, daß die Fahrerinnen vor Hunger nicht arbeiten konnten. Also wieder einmal und nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal: So kann es nicht weitergehen! Es sind die Arbeiterversammlungen in Mülheim, Kalk und Deutz am 6. November 1918, die den Auftakt und die Zündung geben für die Riesenkundgebungen auf dem Neumarkt, vor dem Bahnhof und im Gürzenich in den Tagen danach. Es waren die Versammlungen vom 6. November, die die kaisertreuen Sozialdemokraten aufweckten: Das darf hier keine Revolution geben! Ihren „Arbeiterrat“ erklärte die Oberste Heeresleitung der Junker und Kapitalisten für mustergültig für ganz Deutschland. Die Arbeiter ließen sich einseifen. Sie waren gegen Hunger und Krieg. Zu streiken hatten sie gewußt. Aber sie hatten den Kampf um den Sturz des Kapitalismus, um den Besitz der Fabriken nicht gelernt. Es fehlten die wirklichen Führer. Es fehlte die Organisation. Die Revolution blieb eine halbe. Aber halbe Revolutionen sind verlorene Revolutionen. So siegte letzten Endes das Militär und der Hunger. Die Arbeiter verloren, was sie erkämpft hatten: Den 8-Stunden-Tag und den Frieden.
Lernt! Die Arbeiter waren 1918 bereit, gegen den Krieg zu kämpfen. Sie waren bereit, die Produktion zu organisieren. Es lehrte sie niemand, wie das geht. Nur ganz wenige sagten ihnen, daß man dazu die Kapitalisten zum Teufel jagen muß. Die Waffe der Unterdrückten ist die Einheit, unversöhnlich gegen die Unterdrücker. Einheit heißt: Organisation und Führung durch die Bewußtesten und Tatkräftigsten aus unserer Klasse.
Ziehen wir also die Lehren aus 1918. Für die kommenden Kämpfe gegen den Tag für Tag näher rückenden nächsten großen Krieg, gegen die weitere Vernichtung von Hunderttausenden von Arbeitsplätzen. (Wo sind denn die Tausende von Arbeitsplätzen von KHD in Deutz? Wo die Chemische Fabrik Kalk? Wo Felten&Guilleaume in Mülheim?) und für die sinnvolle Organisierung der Arbeit im Interesse des Volks – bildet Arbeiterkomitees in den Fabriken. Diese nehmen Kontakt auf mit Gleichgesinnten in anderen Betrieben und anderen Städten, um voneinander zu lernen und die notwendigen Kämpfe gemeinsam zu führen. So muß es beginnen, und so muß es weitergehen.

Die Aktionstage zum Deutschen Oktober zur Vorbereitung von „Revolution statt Krieg“ zum 100. Jahrestag der Oktoberrevolution findet in Köln statt am 24. und 25. März.
Wir rufen alle auf, an diesen Tagen dabei zu sein und sie mit uns vorzubereiten.
Wir schlagen allen fortschrittlichen Organisationen, Zusammenschlüsse gegen den Krieg, gegen Rassismus und Chauvinismus auf, aktiv an den Aktionstagen und Kundgebungen teilzunehmen.
Kontaktiert uns!

Dieses Flugblatt wurde vorab geschickt an: AK Zivilklausel, Köln; Antikapitalistische Aktion, Bonn; Deutscher Gewerkschaftsbund Köln-Leverkusen; Deutsche Kommunistische Partei Köln; Kölner Flüchtlingsrat e.V.; DIE LINKE, Köln; Linksjugend solid, Köln; Rote Aktion, Köln; Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend, Köln; Sozialistische Jugend Deutschlands – Die Falken, Köln; Vereinigten der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten, Köln.

Herausgeber: Kölner Unterstützer von „Revolution statt Krieg“ / Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD, Ortsgruppe Köln / Freie Deutsche Jugend

3. Filmabend


Filmvorführung:
DER ZUG:
Eine Reise durch die Republik oder Freiheit und Democrazy

Mittwoch 8. März, 19:00
Mütze Bürgerhaus, Gruppenraum 1
 (Berliner Str. 77, Köln Mülheim
KVB: Linie 4, Bus 151/152)

BRD 1980, Regie: Thomas Schmitz-Bender, Peter Voigt(Mitarbeit), 140 Minuten

Bertolt Brecht schrieb 1947 sein Gedicht „Der anachronistische Zug oder Freiheit und Democracy“, in dem er in 49 Strophen einen Zug von hohen Staatsbeamten, Wirtschaftsführern, Politikern, kleinen und großen Nutznießern des Hitlerfaschismus beschreibt, der sich durch das zerstörte Deutschland bewegt, um Freiheit und Demokratie für sich einzuklagen.
1980 bricht anlässlich der Kanzlerkandidatur von Franz Josef Strauß ein Zug aus Militärlastwagen, Luxuslimousinen, Motorrädern und vielen Menschen in Sonthofen auf und zieht über 3.300 Kilometer durch die ganze BRD nach Bonn. Er stellte dar, wie aus den Freiheit und Demokracy-Fordernden von 1947 die Strauß'sche „Sammlungsbewegung zur Rettung des Vaterlands“ geworden war. Der Film dokumentiert diese Aktion – vielleicht ist er heute aktueller als zur Zeit seiner Entstehung, wo sich die „Sammlungsbewegung“ wieder anschickt, die demokratische Bewegung von Bayern aus zu beseitigen.